Lieferengpässe
In letzter Zeit sind einige Medikamente nur schwer zu bekommen. Das stellt ein großes Problem für Patienten, Ärzte und Apotheker dar. Die Ursache sind häufig Lieferengpässe aus den Produktionsorten.
Die Mehrheit der Pharmazeuten verbringt rund ein Zehntel ihrer Arbeitszeit damit, sich um nicht lieferbare Medikamente zu kümmern. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Besonders dramatisch war es im Oktober letzten Jahres, als Hersteller 60 Engpässe meldeten.
Apotheker kämpfen täglich mit dem Problem. Sie prüfen Bestände bei Großhändlern manchmal mehrmals am Tag, tauschen sich mit anderen Apothekern aus und schicken die Patienten dahin, wo es das benötigte Medikament noch gibt. Für die Apotheker ist das ein Minusgeschäft, was sie aber gerne für ihre Patienten machen.
Leider fehlen meistens die gleichen Medikamente in allen Apotheken.
So schnell wird sich daran auch nichts ändern.
Denn die Arzneimittelknappheit ist ein Lehrstück in Globalisierung. Seit Ende der neunziger Jahre wächst der Druck auf die Pharmaindustrie, patentfreie Medikamente, die sogenannten Generika, günstiger anzubieten. Deshalb konzentriert sich die Produktion der Wirkstoffe auf immer weniger, dafür immer größere Fabriken, die häufig in Indien oder China stehen. Hier kann deutlich billiger produziert werden, durch die Massenproduktion sinken die Kosten. Doch fällt eine dieser Megafabriken aufgrund eines Defekts oder weil eine Produktionslinie verunreinigt war aus, spüren das die Apotheken auf der ganzen Welt. Das Schmerzmittel Ibuprofen z.B. wird weltweit nur noch in sechs Fabriken hergestellt.
Langfristig soll die Produktion zurück nach Europa geholt werden. Oft zwingen Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Pharmaherstellern die Apotheker, ein ganz bestimmtes Medikament abzugeben. Das soll flexibler werden. Außerdem sollen Hersteller und Großhändler Vorräte anlegen. Doch ob diese Maßnahmen helfen - und vor allem wann - ist völlig offen.
Links:
- Presseaussendung Österr. Apothekerkammer
- Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Quelle: NDR